Fast ein Cold Case: Auf der Suche nach dem Cryo-Behälter

Liebe Leser, 

nun arbeite ich schon ein gutes Jahr im Vertriebsinnendienst Bereich Gase … und ich kann Ihnen sagen: Langweilig wird’s hier nicht!

Nachdem ich meine Ausbildung zur Betriebswirtin im Oktober letzten Jahres abgeschlossen hatte,  konnte ich meine Aufmerksamkeit ganz auf mein neues Aufgabengebiet richten. Während der Azubi-Zeit bei der Westfalen Gruppe war ich überwiegend im Tankstellenbereich tätig und hatte mit Gasen mal so gar nichts am Hut. Da ist doch alles so technisch…

An meinem ersten Tag bei den „Gaseleuten“ sagten mir die Kollegen aus dem Vertriebsinnendienst direkt: „Wir sind hier die Anlaufstelle für ALLES. Vieles davon können wir eigenständig bearbeiten – wenn es fachlich detalliert wird, stehen uns unsere Gase- und Technik-Spezialisten zur Seite!“ Ich dachte mir: „Oh Gott, das kann ja lustig werden!“ Und ich sage Ihnen: Lustig und auch spannend wurde es allemal!

Die Aufgaben sind hier wirklich vielfältig. Von grundlegender Beratung bis hin zu kleineren Preisgesprächen ist alles dabei! Ich habe viel Kundenkontakt und durfte auch schon viele der Kunden und Vertriebspartner in „meinem“ Gebiet persönlich kennen lernen.

Im letzten halben Jahr fiel eine besondere Angelegenheit in mein Aufgabengebiet, von der ich Ihnen gerne berichten möchte.

kryobehaelterIm Zuge eines regelmäßigen Konto-Abgleichs fiel mir auf, dass einer unserer Kunden  – ich will ihn mal „XY“ nennen, seit längerer Zeit einen unserer Cryo-Behälter in Besitz  hatte.  Dieser Kunde benötigte einige Jahre lang  größere Mengen an flüssigem Stickstoff, die wir ihm in solchen Cryo-Behältern zur Verfügung stellten. Laut unseren Unterlagen bezog er nun jedoch seit längerer Zeit schon keinen Stickstoff mehr von uns, hatte allerdings noch einen unserer Behälter in Besitz. Für die bessere Vorstellungskraft: So ein Behälter funktioniert im Prinzip wie eine Thermoskanne, sieht auch ähnlich aus 😉 (nur größer) und ist – zumindest in diesem Fall – Eigentum der Westfalen Gruppe.  Einkaufswert pro Stück: einige tausend Euro!

Ich schrieb also unseren Kunden an und bat um Rückgabe des Behälters. Die Schreiben kamen aber zurück mit dem Vermerk „Empfänger unter der vorgegebenen Anschrift nicht zu ermitteln“. Zu allererst habe ich versucht,  ihn aufgrund von früherem Schriftverkehr auf allen möglichen Wegen zu kontaktieren, alles ohne Erfolg. Auch eine Anfrage beim Einwohnermeldeamt blieb fruchtlos.

Unser Kundenberater fuhr natürlich auch zur alten Adresse. Aber: Niemand auffindbar, von der Firma keine Spur… Er musste unverrichteter Dinge wieder fahren.  Nun hieß es scharf nachdenken: Wie kann ich XY kontaktieren, wenn all unsere Daten anscheinend nicht mehr aktuell sind? 

Nochmals durchforstete ich den alten Schriftverkehr und fand dort den Hinweis auf einen  Kollegen, der vor Jahren für XY der Ansprechpartner innerhalb der Westfalen Gruppe war. Auch bei diesem Kollegen fragte ich natürlich nach. Und diesmal hatte ich Glück! Es bestand ein Kontakt auf Facebook.

Das Facebook-Profil von XY wies ein Video auf, in dem unser Behälter befüllt wird. Also waren wir hier an der richtigen Adresse 🙂 Leider wurde aus dem Profil auch ersichtlich, dass  XY mittlerweile auf einen anderen Kontinent umgezogen ist.

Wir nahmen nun über Facebook Kontakt auf, erhielten jedoch auch auf diesem Wege keine Antwort. So langsam verließ mich die Zuversicht, dass wir unseren Behälter überhaupt noch jemals wieder sehen würden.

Eine Chance sah ich allerdings noch: Ich gab den Fall unserer Rechtsabteilung zur Prüfung. Die Kollegen beauftragten einen Notar, Einblick ins Handelsregister zu nehmen. So gelangte ich endlich (vielen Dank an dieser Stelle an die Kollegen) an die Adresse der Ehefrau von XY.

Diese ist Geschäftsführerin eines eigenen Unternehmens und bei ihr habe ich einfach mal einen allerletzten Kontaktversuch per Post gestartet. Und ob Sie’s glauben oder nicht: Ich bekam endlich eine Antwort!

Sinngemäß schrieb Frau XY, dass der Behälter auf dem Gelände ihrer Firma abholbereit stehe und wir ihn jederzeit mitnehmen könnten.

Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und Rucki Zucki war der Behälter wieder in Münster. Damit war der Fall nach langem Hin und Her und durchaus auch Momenten der Verzweiflung glücklich abgeschlossen.

So, das war’s eigentlich schon mit meiner kleinen Geschichte. Nichts Weltbewegendes und natürlich ist das kein Tagesgeschäft bei uns, aber jetzt haben Sie einen kleinen Einblick bekommen, was mitunter unsere Aufgaben sein können.

In meinem nächsten Leben werde ich Detektivin! 

Liebe Grüße
Ihre Franziska Bruns




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7 Kommentare Gib deinen ab

  1. Stephan Klose sagt:

    Hallo Franziska,

    ja, das Arbeitsleben bei den “Gaseleuten” ist ganz schön aufregend.
    Glückwunsch zum interessanten Beitrag.

    Viele Grüße

    Stephan Klose

  2. Nina Deiters sagt:

    Hallo Franzi,
    diese Angelegenheit war wirklich sehr interessant. Und ich durfte sie live miterleben! Den Beitrag hast Du wirklich super verfasst! 🙂

  3. Tatjana Gratz sagt:

    Hallo Frau Bruns,

    auch wenn es nicht typisches Tagesgeschäft ist… solche kuriosen Geschichten gibt es öfter, deshalb ist unser Gasebereich auch so spannend!
    Danke für diese Geschichte, ich freue mich das Kollegen aus anderen Geschäftsbereichen unseren “Alltag” dadurch miterleben können.
    Liebe Grüße
    Tatjana Gratz

  4. Ralf Mülleneisen sagt:

    Hallo Franzi,

    da hat sich die Hartnäckigkeit aber gelohnt.
    Super Aktion!
    Toller Beitrag!

  5. Patricia Barking sagt:

    Da hat sich am Ball bleiben ja wirklich gelohnt! 🙂

  6. Heike Schmülling sagt:

    Hallo Franziska,
    Deine Beharrlichkeit hat sich ausgezahlt – super!
    So macht die erforderliche Mühe dann auch Spaß!
    Liebe Grüße
    Heike

  7. Mike Rohlmann sagt:

    Ja das kommt mal vor, danke für den tollen Bericht und weiterhin diese Hartnäckigkeit 🙂 bitte.
    War schön zu lesen.

    Gruß
    Mike Rohlmann

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