Gefahrgut?

Gefahr und gut…? Um eine gute Gefahr handelt es sich hier nicht,  auch wenn man im ersten Moment durch die Begriffe “Gefahr” und “gut” darauf kommen könnte.

Täglich arbeiten wir vom Supply Chain Management daran, die Gefahren beim Versand von Gütern aus unseren Werken so gering wie möglich zu halten. In diesem Blog-Eintrag möchte ich versuchen, Ihnen einen kleinen Einblick in die Welt des Gefahrguts zu geben und wie sehr wir alle täglich damit zu tun haben.

Schon im Badezimmer, in das wir uns morgens begeben, versteckt sich eine Fülle an Gefahrgütern. Zum Beispiel diverse Druckgaspackungen UN1950, unter anderem Haarspray oder Sprüh-Deo. In der Gartenlaube steht UN 1203 Benzin für den Rasenmäher oder UN 1965 Propan für den Grill. Lithium-Ionen-Batterien (UN3481) sind im Smartphone und sonstigen elektrischen Geräten verbaut. Diese Liste könnte ich noch sehr lange weiterschreiben, denn Gefahrgüter sind ein Teil unseres Alltags, mal mehr, mal weniger auffällig.

UN-Nummer? Was ist das eigentlich ?

Die UN-Nummer ist eine eindeutige Zahl, um ein bestimmtes Gefahrgut zu identifizieren. Das UN steht für United Nations, denn dort hat diese Abkürzung Ihren Ursprung. Die Vereinten Nationen haben sich weltweit auf diese UN Nummern geeinigt und ein gemeinsames Regelwerk veröffentlicht, die sogenannten “Model Regulations”. Hierbei handelt es sich jedoch keineswegs um vollwertige Richtlinien oder Gesetze, sondern vielmehr um eine Art Leitfaden, an dem sich alle Länder verbindlich orientieren. Dieser zweibändige Leitfaden wird auch Orange Book genannt, denn die Bücher sind – wie der Name schon vermuten lässt – orangefarben.
Regelwerke, "Orange Books"
Zum Glück sind die internationalen Vorgaben der UN nicht verkehrsträgerspezifisch. Dies bedeutet, dass die UN nur grobe Vorgaben liefert und die gesonderten Regelwerke, wie z. B. das ADR (Europäisches Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter), noch einmal für jeden einzelnen Verkehrsträger  Vorschriften aufführen. Je nachdem, ob Gefahrgüter auf der Straße, der Schiene, auf See, in Binnengewässern oder in der Luft transportiert werden, gibt es Besonderheiten, die berücksichtigt werden müssen.

Auf See ist der Transport von Stoffen, die in Verbindung mit Wasser reagieren, wie zum Beispiel Calciumcarbid für die Acetylenherstellung, mit viel höheren Auflagen verbunden, als auf der Straße. Andererseits ist der Versand von hoch entzündlichen Stoffen auf dem Luftweg oft gar nicht zugelassen, denn hier besteht bei einem Brand oder einer Explosion nicht einfach die Möglichkeit, die Gefahrgüter  aus dem Flugzeug zu entfernen.  

Fragen über Fragen in einem undurchsichtigen Komplex von Regelwerken

Das Fachgebiet “Transport von Gefahrgütern” ist sehr kompliziert und je nachdem, was für eine Anfrage bei mir auf dem Schreibtisch landet, ist meine Recherche nach einer geeigneten Lösung manchmal sehr intensiv. Die vorliegenden Gesetze  sind nämlich leider nicht so einfach sortiert wie ein Lexikon.

Natürlich kommt man da schnell mal auf die Idee, die Frage oder Problemstellung bei Google einzugeben, in der Hoffnung direkt die perfekte Lösung präsentiert zu bekommen. Davon kann ich jedoch nur abraten. In Foren wird viel diskutiert und es gibt viele selbsternannte Experten 😉 .

Letztlich kann man nur dem glauben, was man selbst in Regelwerken, Vorschriften und Gesetzen nachgeschlagen hat. Hier ist jeweils auch die Aktualität der Auflage entscheidend. Alle zwei Jahre zum Beispiel erscheint eine überarbeitete Fassung des “Orange Books” und auch der anderen Regelwerke, wie zum Beispiel das ADR.
Fahrerpass_A12043_010
Bei einzelnen Anfragen kann es schon einmal passieren, dass ich nach längerer umfassender Recherche froh bin,  endlich eine Lösung gefunden zu haben, um dann feststellen zu müssen, dass es eine Sondervorschrift gibt, die genau diesen speziellen Fall aushebelt.

Die Westfalen Gruppe arbeitet auf vielen Gebieten mit Gefahrgütern. In unseren Luftzerlegungsanlagen und Werken zum Beispiel werden Gefahrgüter produziert, abgefüllt und  auf den Weg zu unseren Kunden gebracht. 

Das Handling der verschiedenen Gefahrgüter ist nicht vergleichbar, immer wieder sind spezielle Lösungen gefragt. Und die zu finden gehört zu meinen Aufgaben. Ebenso zählt aber auch das Gefahrgut-Training oder die Weiterbildung unserer Fahrer zu meinen Tätigkeiten. Davon werde ich demnächst berichten. Bis dahin

viele Grüße,
Sami Rohloff


Header-Bild: Fotolia,  #61603565 | Urheber: nmann77

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Ralf Mülleneisen sagt:

    Ein sehr interessanter und gelungener Beitrag.

  2. Mike Rohlmann sagt:

    Also doch die “Gute Gefahr” dank Ihnen Herrn Rohloff 🙂
    Prima Beitrag, danke.

    Gruß

    Mike Rohlmann

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