Innere Werte: Prüfung eines erdgedeckten Flüssiggas-Großbehälters

Liebe Leserinnen und Leser,

alle 10 Jahre muss gemäß BetrSichV die innere Prüfung eines unterirdischen Flüssiggas-Lagerbehälters durch eine “Zugelassene Überwachungsstelle” durchgeführt werden.

Machmal kommt es anders als man denkt

Im Juni dieses Jahres war der unterirdische 24.000 Liter Flüssiggas-Lagerbehälter in der Feriensiedlung in Meschede-Erflinghausen für die innere Prüfung angemeldet. Der Behälter versorgt ca. 46 Häuser mit Flüssiggas.

Geplant war, dass ich  für die Ausarbeitung dieses Blog-Beitrages mitfahre nach Meschede-Erflinghausen. Aber: Manchmal kommt es anders als man denkt. Zur Zeit bin ich stark in andere Projekte eingebunden und musste mich leider gegen die Fahrt entscheiden. Dass mein Blog-Beitrag einen Video-Teil haben soll, stand für mich aber schon lange fest. Netterweise hat sich eine unserer Auszubildenden, Leonie Klümper, bereiterklärt, für mich den Einstieg in den Behälter zu wagen und einen Film zu drehen. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bei ihr bedanken.

Für Leonie Klümper war es eine aufregende Sache. Sie war zum ersten Mal bei einer inneren Prüfung eines Großbehälters dabei und sehr gespannt darauf, was da auf sie zukommt. Die Kleiderordnung lautete: „Ziehe Sicherheitsschuhe und alte Klamotten an, einen Schutzanzug bekommst du vor Ort und dann geht`s ab in den Behälter.“

Vorbereitungen zur Prüfung

Im Vorfeld der inneren Prüfung eines Großbehälters sollte der Behälter fast leer sein, damit möglichst wenig Propan abgesaugt werden muss.

Alle Vorbereitungsarbeiten werden bereits am Tag zuvor durchgeführt, um sicherzustellen, dass der Behälter am Tag der Prüfung gefahrlos begangen werden kann.

mannlochgeschlossen

Die Restgasmenge (in diesem Fall 8 %) wird von einem Tankwagen mittels Kompressor abgesaugt, bis sich nur noch Propan in gasförmigem Zustand bei einem Druck von ca. 1 bar im Behälter befindet. Durch das Einspülen von Stickstoff wird dann die Restgasmenge aus dem Behälter gedrückt und über eine Fackel fachgerecht verbrannt. Sobald die Flamme der Fackel erlischt, ist kein zündfähiges Propangemisch mehr im Behälter und der Behälter selbst ist drucklos. Ggf. müssen Reststickstoffmengen noch abgeblasen werden. Danach kann der Mannlochdeckel gefahrlos geöffnet werden und der Behälter wird durch den Einsatz eines Gebläses mit Luft gespült.

Zur absoluten Sicherheit werden mit einem Gasmessgerät die Sauerstoff- und Propan-Werte ständig überprüft. Erst wenn die Messungen einen Sauerstoffgehalt von über 20 % und einen Propangehalt von absolut 0 % anzeigen, darf der Behälter begangen werden.

Und dann ging es los.

(So beschreibt Leonie Klümper ihre Eindrücke)

Der Tag begann um 7:00 Uhr morgens:  ich traf mich mit Stephan Klostermann auf dem Mitfahrparkplatz in Senden. Während der Fahrt erzählte er mir schon viele Dinge über Prüfungen und den generellen Ablauf. Aber wie so ein Behälter nun wirklich von innen aussieht, konnte ich mir trotz aller Erklärungen nicht so richtig vorstellen.

Am Behälter angekommen, war mein erster Gedanke : „Puh – das Gas riecht man ja doch ganz deutlich.“ Ich erfuhr, dass der Geruch nicht vom Gas kommt, sondern vom Odorierstoff,  der dem von sich aus geruchlosen Propan beigemischt wird, damit eine eventuelle Undichtigkeit sofort und deutlich wahrgenommen wird.

Unsere Service-Techniker hatten schon am Vortag alle Vorbereitungen abgeschlossen: Der Behälter war  komplett geleert worden, so dass er über Nacht noch weiter ausdünsten konnte. 

Als der Sachverständige eingetroffen war und die erforderlichen Unterweisungen durchgeführt wurden, bekam ich die vorgesehene persönliche Schutzausrüstung (PSA), dazu gehören u. a.

  • Schutzanzug
  • Rettungsgeschirr
Eine ca. 2 Meter lange Leiter wurde durch den Domschacht in den Behälter eingelassen. Erst jetzt wurde mir so richtig bewusst, dass ich gleich durch den doch recht schmalen und dunklen Domschacht in den Behälter steigen werde. Da wurde mir dann doch etwas mulmig.

Es geht abwärts 😉

Der Sachverständige stieg zuerst herunter und ich hinterher. Ich nahm die Kamera und versuchte von Anfang an alles zu filmen. Als ich erst einmal im Behälter stand und die Leiter nach oben gezogen wurde, ließ das mulmige Gefühl etwas nach, da der Behälter so groß war, dass man aufrecht stehen konnte. Mit Taschenlampe und dem Licht der Kamera war es zum Glück auch ziemlich hell. Wieder stieg mir dieser unangenehme Geruch in die Nase, aber es war noch auszuhalten.

Sicherheit geht vor: es wird sorgfältig geprüft!

Im Inneren des Behälters prüfte der Sachverständige intensiv die Behälterwandungen und die Schweißnähte. Zur Sicherheit wurden während des gesamten Aufenthaltes im Inneren des Behälters permanent die Sauerstoff- und Propanwerte gemessen. Der Sachverständige war sehr nett und hat mir alles erklärt.

Nach 10 – 15 Minuten war das Ganze auch schon vorbei und ich konnte wieder über die Leiter raus. Geschafft!

Anschließend wurde noch ein zweiter Behälter der gleichen Größe geprüft. Ich war froh, dass ich da nicht noch einmal einsteigen musste. Zum Schluss konnte ich noch bei einer äußeren Prüfung zusehen.

Fazit

Für mich war das ein sehr spannender und lehrreicher Tag, mir wurde sehr viel erklärt und ich weiß jetzt, wie so ein Großbehälter von innen aussieht und riecht. 🙂

mannloch

Ich war erstaunt, wie groß der Aufwand ist, um so eine innere Prüfung durchzuführen. Die ganzen Dokumentationen und Bescheinigungen, die Absaugung, die Zwischenversorgung, die Befüllung und die Wiederinbetriebnahme. Hinzu kommt die zeitliche und personelle Organisation, damit alles funktioniert.

Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe viele neue Eindrücke mitgenommen!

Ich kann nur sagen, das war ein tolles Miteinander und möchte mich bei allen Kollegen bedanken.

Viele Grüße
Agnes Brüggemann und Leonie Klümper

4 Kommentare Gib deinen ab

  1. Helge Wego sagt:

    Liebe Frau Brüggemann, liebe Frau Klümper,

    ohne Ihren Bericht hätte ich wahrscheinlich nie erfahren, wie es in einem Flüssiggastank aussieht. Gut beschrieben und durch den Film noch einmal deutlicher gemacht. Ganz lieben Dank für die Einblicke!

  2. Frauke Jurisch sagt:

    Liebe Agnes, liebe Frau Klümper,

    dass so viel an Organisation dazu gehört, einen Flüssiggas-Großbehälter zu prüfen, war mir gar nicht bewusst. Da habe ich aus unserem Bereich schon wieder dazu gelernt. Ob ich mich in den Behälter getraut hätte, so wie Frau Klümper, da bin ich mir gar nicht so sicher…. Das brauche ich ja jetzt auch nicht mehr, denn ich konnte mir das Innere des Behälters im Film anschauen. Super – vielen Dank! 🙂

  3. Holger Laugisch sagt:

    Hallo Frau Brüggemann, hallo Frau Klümper,
    ein echt lebendiger Erfahrungsbericht der durch das Video noch eindrucksvoller ist. Toll geschrieben, tolle Eindrücke die ein wesentlich besseres Verständnis für den gesamten Prozess geben.
    Vielen lieben Dank. 🙂

  4. Andre Stracke sagt:

    Hallo Frau Brüggemann und Frau Klümper,

    klasse Blog – Beitrag. Sehr anschaulich und ich hab noch etwas gelernt. Prima. 🙂

    Andre Stracke

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