Wasser(stoff) marsch!

Ich erinnere mich noch gut an den Moment, in dem ich meinen gerade einmal zwei Tage alten Führerschein in den Händen hielt und mein Vater sagte: „Wer fährt kann auch tanken“. Meine Begeisterung hielt sich nicht nur aus finanzieller Sicht in Grenzen, denn bis ich eine Tankroutine entwickelte und nicht im Sekundentakt panisch prüfend auf die Zapfsäule blickte, ob ich wirklich den richtigen Kraftstoff tanke, dauerte es Wochen. Rückblickend schmunzele ich darüber.  Aber genau daran musste ich denken, als ich mir in Münster-Amelsbüren zum ersten Mal die Betankung eines Wasserstoffautos anschaute. 

Im Rahmen meines Praktikums in der Unternehmenskommunikation begleitete ich meine Kolleginnen zu einem Videodreh zum Thema Wasserstoffbetankung. Jürgen Löchte, Leiter Tankstellen-Versorgungstechnik, nahm uns an der Westfalen Tankstelle in Amelsbüren in Empfang. Nach einer kurzen Besprechung zum Drehablauf fuhr auch schon das Fahrzeug an die Wasserstofftanksäule. Ich erwartete Motorgeräusche, hörte aber…nichts. Der Hyundai wird mit Wasserstoff betrieben und bietet daher leisen und umweltschonenden Fahrspaß – für jedermann. Das Fahrzeug kann nämlich für 1 Euro/Std. gemietet werden – das lohnt sich! 

In Amelsbüren gibt es zwei Tanksäulen für Wasserstoff mit unterschiedlichen Druckstufen: eine für Busse und Pkw mit 350 bar, eine für Pkw mit 700 bar. Herr Löchte war an diesem Tag nicht nur der Mann mit dem nötigen Know-how, sondern auch unser Mann vor der Kamera. Er erzählte ein paar Fakten über die neue Tankstelle, bevor er sich dem eigentlichen Tankvorgang widmete. Erklären, Tanken und dabei nett in die Kamera schauen – Multitasking war gefragt.

Ein erster wesentlicher Unterschied wird schon bei der Betrachtung der Zapfsäulen sichtbar: Direkt daneben steht ein Tankautomat, der mich stark an einen Geldautomaten erinnert. Nur mit der CEP-Card ist der Tankvorgang autorisiert und die ausgewählte Zapfsäule freigeschaltet.

Die CEP (Clean Energy Partnership) ist ein Zusammenschluss von 20 führenden Unternehmen und hat sich zur Aufgabe gemacht, Wasserstoff als „Kraftstoff der Zukunft“ zu etablieren. Beteiligt sind Technologie-, Mineralöl- und Energiekonzerne sowie die Mehrzahl der größten Automobilhersteller und führende Betriebe des öffentlichen Nahverkehrs. Die Westfalen Gruppe ist seit November 2014 Mitglied der CEP und trägt durch die Eröffnung der Wasserstoffstation in Amelsbüren einen wichtigen Schritt zum Ausbau der bundesweiten Wasserstoffinfrastruktur bei.

Der sonstige Tankablauf ist überraschenderweise unspektakulär, sodass man sich kaum umgewöhnen muss: Tankdeckel auf, Zapfpistole aufsetzen, tanken…

„Und gleich gibt es einen dumpfen Knall, nicht erschrecken!“ Einen Knall an einer Tankstelle?! In meinen Augen nicht die beste Kombination. Doch dafür gibt es eine simple Erklärung: Der Knall ist ein Druckstoß, welcher Temperatur und Druck im Fahrzeugtank überprüft. Der Wasserstoff wird gasförmig in stark verdichteter Form getankt, daher ist es wichtig, den Tankstutzen richtig anzusetzen und den festen Sitz zu prüfen. Der Griffhebel wird bis zur Verriegelung gezogen, bevor es heißt „Wasserstoff marsch!“.

Unsere Dreharbeiten erregten auch bei den Tankstellengästen Aufmerksamkeit. Sie stellten zahlreiche Fragen: „Fährt das Auto mit Wasserstoff?“; „Und? Ist das viel billiger?“ und vor allem „Wo gibt es weitere Wasserstofftankstellen?“. Wasserstoff als alternative Energie scheint definitiv bei vielen Autofahrern in den Köpfen präsent zu sein, dennoch hatte ich das Gefühl, dass ich nicht die Einzige bin, die mit Halbwissen bei diesem Thema glänzt.

Nach etwa vier Minuten war das Auto vollgetankt. Jetzt noch einen knackigen Abschlusssatz und der Clip ist im Kasten: „Und dann gehen wir zur Kasse und bezahlen…(Stille)…Ach ne, das stimmt ja so überhaupt nicht“, lachte Herr Löchte in die Kamera. Der Mensch ist einfach ein Gewohnheitstier – diese Szene drehten wir daher nochmal. Abgerechnet wird nämlich über die CEP-Card, sodass das Bezahlen im Tankstellenshop entfällt.

Für mich war der Tag in zweierlei Hinsicht spannend: Einerseits konnte ich während der Dreharbeiten eine Vielzahl an praktischen Tipps für mein Studium mitnehmen. Andererseits habe ich erfahren, wie sich das Wasserstofftanken vom „normalen“ Tanken unterscheidet – und das beruhigt mich: Es ist definitiv kein Hexenwerk und man muss sich kaum umgewöhnen!

Viele Grüße

Vanessa Steingröver

Header-Bild: Datei: #79328371 | Urheber: chombosan

Ein Kommentar Gib deinen ab

  1. Matthias Stickdorn sagt:

    Super Nummer, wirklich! Ist natürlich die Zukunft! Stellt sich nur die Frage, womit der Pächter dann sein Geld verdient, wenn der Gast nicht mehr zum bezahlen in den Shop kommen muss 😉 *daumen hoch*

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